Menschen mit chronischen Rückenschmerzen oder mit Schmerzen, bei denen man keine körperliche Ursachen finden kann, bekommen oft keine richtige Hilfe. Sie fühlen sich hilflos und nicht verstanden. Auch mir ging es so vor ein paar Jahren.
Oft werden die Beschwerden, weil sie medizinisch nicht erklärt werden können, als unspezifisch, unerklärlich oder psychosomatisch abgestempelt. Dazu kommt, dass viele Leute das Gefühl haben, nichts gegen ihre Schmerzen tun zu können. Sie wissen nicht, woher ihre Rückenschmerzen kommen und was sie dagegen tun können.
Fragt man Ärzte, das Internet oder im Bekanntenkreis, hört man meistens die selben Antworten: Reduzier‘ deinen Stress, bewege dich mehr und geh auf jeden Fall zur Rückengymnastik! Aber was soll das eigentlich genau heißen? Hilft es mir, wenn ich mich ab morgen im Fitnessstudio anmelde, mehrmals pro Woche laufen gehe, und zum Stressausgleich dem Spa einen Besuch abstatte?
In diesem Blogpost bekommst du Antwort darauf, welche Ursachen für chronische Rückenschmerzen und myofasziale Schmerzen wirklich verantwortlich sind!
Wie die Suche nach den Ursachen für meine chronischen Rückenschmerzen begann…
Wegen starken Rücken- und Beinschmerzen suchte ich im Sommer 2015 einen Osteopathen auf. Meine Schmerzen waren inzwischen chronisch, weshalb ich schon zuvor eine Menge Therapeuten und Ärzte aufgesucht hatte – keiner konnte mir helfen. Aber dieses Mal, so hatte ich das Gefühl, gab sich jemand Mühe und nahm sich Zeit, mir zu helfen.
Der Osteopath untersuchte meinen ganzen Körper auf Blockaden, schaute sich meine Haltung an, checkte mich auf Beinlängendifferenzen, und auf die Form meiner Wirbelsäule. Mit allen möglichen Techniken versuchte er meine Blockaden zu lösen, mein Becken wieder in die richtige Position zu bringen, und eine Kopfgelenksblockade zu lösen. Obwohl besagter Osteopath vorher überzeugt war, dass sich die Beschwerden nach der fünften Sitzung bessern müssten, besserte sich am Ende mal wieder rein gar nichts!
Entmutigt fragte ich ihn nach den Ursachen meiner Rückenschmerzen, aber als Antwort bekam ich nur ein Schulterzucken. Das kam mir von anderen Ärzten schon bekannt vor…
Weil ich mehr über die Ursachen wissen wollte, ging ich sämtliche Suchergebnisse von Google durch und durchforstete Websiten und Foren. Auch dort fand ich nur oberflächliche Antworten vor: „Die Ursachen für chronische Schmerzen sind nicht genau geklärt.“, „Der Grund für Rückenschmerzen sind oft Bandscheibenvorfälle“, oder: „Du bist zu verspannt“. Dann lautet die Lösung meistens : „Du hast zu viel Stress und zu wenig Bewegung.“
Da ich mit der dritten Antwort mehr anfangen konnte, versuchte ich es mit Stressreduzierung, mit Achtsamkeitsübungen, mit Besuchen beim Physiotherapeuten, Sport und mehr Bewegung. Nichts von all dem half! Spätestens jetzt wusste ich: ich musste mich selbst auf die Suche machen.
Durch Gespräche mit Körpertherapeuten, Heilpraktikern und Ärzten, langen Internetrecherchen, viel viel Literatur zu dem Thema, und vor allem auch durch meine persönliche Erfahrung konnte ich während der letzten Jahre endlich bessere Antworten finden, die ich mit dir teilen will.
Chronisch oder akut?
Laut Medizin sind Schmerzen akut, die maximal vier Tage andauern. Entwickelt sich der Schmerz langsam und hat eine Dauer von mindestens vier Wochen, wird er als chronisch definiert.
Meiner Meinung nach gibt es drei Hauptursachen, die zu myofaszialen Schmerzen, also Schmerzen von Muskeln und Faszien, chronischen Schmerzerkrankungen und sogar vielen anderen chronischen Erkrankungen führen können:
Chronischer Stress, ungesunde und zu wenig Bewegung, und unsere moderne Ernährung.
Dazu kommen noch ein paar andere Faktoren, die zu chronischen Schmerzerkrankungen führen können, darunter ungesunder Schlaf, Umweltgifte, genetische Veranlagung und ausserdem Unfälle und Traumata, die uns im Laufe unseres Lebens zugestoßen sind. Die meisten Faktoren sind also bedingt durch unsere moderne Lebensweise. Und genau an diesem Punkt können wir greifen, um zurück zur Gesundheit zu kommen…
Ursache für chronische Rückenschmerzen #1: chronischer Stress
Stress ist ja mittlerweile eine der bekanntesten Ursachen für unglaublich viele Krankheiten, und das auf jeden Fall zu Recht. Sicher denkst du bei Stress als erstes an deinen ganz normalen Alltagsstress, psychischer Stress durch zu viel Arbeit im Job, Stress in der Beziehung, soziale Konflikte und so weiter.
So wird es uns gesagt…
Aber lass uns ein wenig tiefer gehen … denn Stress ist nicht gleich Stress.
Stress kann auf unterschiedliche Weise entstehen und verschiedene Ebenen betreffen.
1. Sozialer Stress: Mobbing, Konflikte, Überforderung im Job.
2. Körperlicher Stress: Körperliche Traumata, Reizüberflutung, Schlafmangel, Lärmbelästigung, Schmerz, Überlastung beim Sport
3. Psychischer Stress: Psychische Traumata, Angst, seelische Probleme, Reizüberflutung
4. Umweltstress: Luftverschmutzung, Umweltgifte, Elektrosmog und Abgase
Stress an sich ist nicht schlecht!
So lange Stress in Maßen vorkommt, können wir ihn als positiv und aufregend empfinden und auch als Antrieb nutzen. Er kann sogar für kurze Zeit ganz gesund für dich sein. Stress sorgt für Motivation, Konzentration, Leistung, Aufmerksamkeit, Kreativität und für mehr Energie. Positiver Stress also.
Zum Problem wird Stress, wenn er langanhaltend, wenn er chronisch wird und wir mit ihm nicht mehr zurecht kommen.
Wie oben aufgelistet, gibt es nicht nur den psychischen, mentalen Stress, sondern auch Stress, der durch die Umwelt oder durch Unfälle und Verletzungen auf uns einwirken kann und der sehr ähnliche Reaktionen im Körper hervorruft. Wichtig ist deshalb, Stress von mehren Seiten aus so weit zu minimieren, wie möglich.
Was passiert dann in unserem Körper, wenn er chronischem Stress ausgesetzt ist?
Unser Körper hat sich gegen Stress ein ganz ausgeklügeltes System entwickelt, welches uns bei akuten Stressbelastungen, in sogenannten Kampf- oder Fluchtsituationen, das Leben retten könnte.
Ein Überlebensmechanismus, der früher im Extremfall, z.B. auf der Flucht vor gefährlichen Tieren, sehr viel Sinn machte. Er macht weniger Sinn, wenn wir den ganzen Tag auf dem Bürostuhl sitzen und keine Entladungsreaktion folgt.
Deshalb sind wir Büroarbeiter und Stubenhocker so anfällig dafür, dass Stress einen nachhaltig negativen Einfluss auf uns hat.
Unsere Stresshormone: Cortisol, Adrenalin, und Noradrenalin
Als Antwort auf Stress schaltet sich nämlich unser sympathisches Nervensystem ein, um überlebenswichtige Stresshormone in der Nebenniere auszuschütten: Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Unser Herzschlag erhöht sich, die Pupillen weiten sich, die Verdauung wird herunter gefahren, und unsere Muskeln spannen sich an.
Der Grund dafür ist: Diese Mechanismen helfen uns, schnell zu reagieren und im Notfall zu kämpfen oder die Flucht zu ergreifen. Die Ausschüttung von Cortisol ist wichtig für unseren Körper, da das Hormon stark entzündungshemmend wirkt und unser Immunsystem davor schützt, über zu reagieren.
An sich ist die Ausschüttung dieser Hormone und die Aktivierung des Sympathikus also in diesem Moment sinnvoll und wichtig.
Der Körper im „Kampf oder Flucht“ – Modus
Bleibt die natürliche Stressantwort aus, und sind wir dauerhaften Stressimpulsen ausgesetzt, bleibt dein Körper im „Kampf oder Flucht“ Modus und wird mit einem „zu viel“ dieser Stresshormone überschüttet.
Dadurch kommt es zu einer Fehlregulierug und dauerhaften Erhöhung dieser Hormone. Man geht als Antwort darauf von einer sogenannten Erschöpfung der Nebenniere aus, im Englischen auch bekannt als „Adrenal Fatigue“. Das Cortisol sinkt unter die Norm, und Entzündungsprozesse im Körper entstehen.
Sind wir also vielen der oben genannten Stressfaktoren über längere Zeit ausgesetzt, kommt es zu einer negative Feebackschleife, die gravierende Auswirkungen auf unser gesamtes Wohlbefinden und unsere Gesundheit hat:
- durch Aktivierung des sympathischen Nervensystems und Herunterfahren aller Funktionen, die für einen Moment hoher Stressbelastung nicht gerade überlebenswichtig sind: Die Verdauungsfunktion, die Nährstoffaufnahme, eine normale Atmung, gesunder Schlaf, und alle kognitiven Funktionen. Statt dessen spannen sich unsere Muskeln an, unser Herzschlag wird erhöht, und unsere Pupillen weiten sich.
- durch eine Fehlregulation im Hormonhaushalt, was Entzündungsprozesse im Körper begünstigt. Chronische Entzündungen im Körper spielen nicht nur für chronische Schmerzen, sondern für eine ganze Palette an chronischen Erkrankungen eine entscheidende Rolle, darunter Fibromyalgie, Morbus Chron, Diabetes, rheumatische Erkrankungen und Zölliakie.
Wahrnehmungsübung: Wie reagierst du auf Stress?
Unser Körper fährt also als Antwort auf Stress die Atmung herunter – ausserdem wird die Muskulatur aktiviert. Beobachtest du deinen Körper im Stressmoment aufmerksam, wirst du genau das feststellen: du spannst automatisch bestimmte Bereiche deines Körpers an und deine Atmung wird flach.
Dein Körper nimmt instinktiv eine Angriffs- oder Abwehrhaltung ein, die sich dauerhaft manifestieren kann.
Das Büro ist ein klassisches Beispiel, bei dem wir öfter mal Stresssituationen ausgesetzt sind und gleichzeitig zu einer schlechten Haltung neigen: Die meisten von uns sitzen gerne mit dem Oberkörper nach vorne gebeugt auf dem Bürostuhl, und spannen dazu Schultern und Nacken an. Durch diese Haltung reagierst du auf den Zeitdruck, bist in Alarmbereitschaft und hochachtsam auf das, was kommt.
Bist du in diesen Bereichen dauernd angespannt, führt das zu chronisch hochgezogenen Schultern und einer flachen Atmung. Die Folgen kannst du dir vielleicht denken…
Ursache für Rückenschmerzen #2: Einseitige und unnatürliche Haltung und Bewegung
Jeder spricht davon, dass wir uns zu wenig und einseitig bewegen, aber was das genau bedeutet, war mir nie klar gewesen.
Ich wusste nicht, was es heißt, sich gut zu bewegen und entspannt zu halten. Ich hielt jede Bewegung für normal und dachte nicht über deren Auswirkungen nach.
Und ich dachte, es würde reichen, wenn ich als Ausgleich für fehlende Bewegung ab und zu ins Fitnessstudio und joggen gehe.
Augenöffner war ein Buch, das mich absolut aus den Socken gehauen hat:
Unerklärliche Beschwerden? Chronische Schmerzen und andere Leiden körpertherapeutisch verstehen und behandeln von der Körpertherapeutin Dr. Helga Pohl. Ich kann es wirklich jedem mit chronischen Rückenschmerzen, mit psychosomatischen Problemen oder mit anderen Beschwerden, die keiner erklären kann, empfehlen.
Auf einmal eröffnete sich für mich eine völlig neue Welt und ich begann zu verstehen, warum wir wirklich an Rückenschmerzen leiden.
All die Bewegungs- und Haltungsmuster, die wir uns im Laufe unseres Lebens unbewusst aus Gewohnheit, als Schutz- oder Schonhaltung angeeignet haben, gehören zu den größten Verursachern für alle Arten von myofaszialen Schmerzen, für Verspannungen, Rückenschmerzen und sogar die Entwicklung von Fibromyalgie.
Ich fing an, mich beim Sitzen, beim Stehen und beim Gehen, wenn ich Sport machte und wenn ich gestresst war, zu beobachten. Dabei bemerkte ich nach und nach, dass ich mich die ganze Zeit über absolut ungesund bewegt und unbewusst angespannt gehalten hatte.
Ich hatte mir diese Muster zur Gewohnheit gemacht und nahm sie überhaupt nicht mehr wahr.
Aber fangen wir mit einem Beispiel an, um uns das Ganze besser vorstellen zu können.
Nehmen wir Leon. Er lebt in der Großstadt, hat einen Bürojob, und ist Anfang dreißig.
Einen Tag unterwegs mit …
Leon geht morgens aus dem Haus, und setzt sich in die Straßenbahn, um zur Arbeit zu fahren.
Nachdem er sich auf einen freien Sitzplatz gesetzt hat, nimmt er sein Handy, und loggt sich bei Facebook und Instagram ein. Als er kurz aufblickt und sich umschaut, sieht er all die anderen Menschen, die über ihr Handy gebeugt sind und vielleicht den Newsfeed bei Instagram durchgehen, oder sich süße Katzenvideos auf Youtube anschauen.
Ihm fällt dabei nicht auf, wie vornübergebeugt all die Menschen sich halten, während sie auf ihr Handy schauen, und dass er sich selber genau so hält.
Auf der Arbeit angekommen, sitzt er für die nächsten 8 Stunden durchschnittlich 5-6 Stunden vor dem Bildschirm.
Er hat sich eine ganz bestimmte Sitzhaltungen angewöhnt, in der er die meiste Zeit verbringt.
Mal sitzt er mit übereinander geschlagenen Beinen, mal nach vorne gebeugt, und wenn er gestresst ist, zieht er automatisch seine Schultern nach oben und spannt seinen Bauch an.
Ihm fällt dabei nicht auf, wie flach seine Atmung dadurch wird. Meistens sitzt er mit einem Rundrücken und nach vorne gestreckten Kopf an seinem Schreibtisch.
Nach der Arbeit geht Leon ins Fitnesstudio und macht dort Rückengymnastik und Bauchtraining, weil er seit ein paar Monaten Rückenschmerzen hat.
Seine Rücken- und Bauchmuskeln zu stärken ist das absolute Muss bei Rückenschmerzen, um die Wirbelsäule zu stabilisieren, heisst es ja.
Bisher hat er aber noch keinen Erfolg gespürt und denkt, er müsse nur mehr trainieren, damit es besser wird. Wenigstens fühlt er sich nach dem Training gut und viel fitter als vorher.
Abends setzt sich Leon auf’s Sofa, um sich seine Lieblingsserie anzuschauen und textet nebenbei mit seinem Freund über WhatsApp.
Sein Rücken macht sich wieder bemerkbar, und deshalb nimmt Leon eine Schonhaltung ein, um die Schmerzen ertragbarer zu machen. Ihm tut es auch gut, sich mit angewinkelten Beinen hinzulegen. Das ist auch die Haltung, die er zum Einschlafen am liebsten einnimmt.
So wie Leon…
bewegen sich viele von uns die meiste Zeit des Tages. Wir haben uns unbewusst bestimmte Haltungs- und Bewegungsmuster als Reaktion auf unsere Angewohnheiten, Lebensweisen, Stimmungen und Beschwerden in unsere Abläufe eingebaut.
Überall, wo wir sind, werden uns Sitzmöglichkeiten angeboten. Klar, ist es angenehmer zu sitzen, aber die Zeit, in der wir am Tag sitzen, wird dadurch länger und länger. Nicht nur im Büro, im Auto und zu Hause sitzen wir die meiste Zeit. Wenn wir unterwegs sind, werden uns Rolltreppen ausgelegt, um stehen zu können und nicht die Treppe hochlaufen zu müssen. Wir sollen sozusagen lieber mit der Rolltreppe hochfahren und uns dabei am besten nicht bewegen, als den Weg zu Fuß zu gehen…
Unsere Einrichtungen und Infrastrukturen, in denen wir leben, machen es uns sehr einfach, uns so wenig und unnatürlich bewegen zu müssen, wie möglich.
Und wie wir uns heute bewegen, hat sich weit von unserer ursprünglichen Bewegungsweise entfernt.
Diese besteht eigentlich aus abwechslungsreicher Bewegung auf natürlichem Untergrund: Äste, Steine und Waldboden, die unsere Muskeln und Faszien fordert und sie gesund hält.
Einseitige Haltungsmuster
- Sitzen
- Vornübergebeugte Haltung von Kopf, Hals und Oberkörper
- Angespannter Bauch
- Hochgezogene oder nach vorne gezogene Schultern
- Angewinkelte oder übereinandergeschlagene Beine
Ungesunde Bewegungen
- Einseitiges Training an Geräten
- Unnatürliche Geh- und Laufgewohnheiten
- Einseitige Beanspruchung von Armen, Schultern und Beinen
- Ungesunde Angewohnheiten: Das Tragen der Handtasche immer über der rechten Schulter oder das Aufheben von Gegenständen immer mit der linken Seite
Wie wir uns unbewusst angespannt und einseitig bewegen…
Durch diese Haltungs- und Bewegungsmuster, die wir uns im Laufe unseres Lebens angewöhnt haben, bewegen wir uns einseitig, unnatürlich und angespannt.
Wir entwickeln dabei unbewusst Schief- und Fehlhaltungen, die unser Körper ausbalancieren muss, und nehmen diese einfach so hin oder bemerken sie gar nicht mehr.
Ein paar Beispiele:
- Wir halten unseren Bauch ständig angespannt, wenn wir unter Stress stehen.
- Wir heben Gegenstände immer mit einer Hand auf und nutzen dazu die Kraft immer aus einer Seite.
- Wir öffnen und schließen Türen immer mit der selben Hand.
- Wir sitzen immer mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem Stuhl, und schlagen dabei immer das rechte Bein über das linke oder das linke Bein über das rechte Bein.
- Wir tragen unsere Tasche immer auf einer Seite und ziehen dabei die Schulter nach oben.
Sind wir zum Beispiel dauerhaft in vornübergebeugter Haltung, muss sich unsere hintere Muskulatur mitsamt der Faszien anspannen, um dem entgegenzuwirken. Ich habe einen Artikel über Faszien geschrieben, wenn du wissen willst, was Faszien genau sind.
Haben wir unsere Schultern durch eine unbewusste Schonhaltung dauerhaft nach vorne gezogen, verspannt sich unser oberer Rücken.
Sitzen wir zu viel, ist unser Hüftbeuger auf der Vorderseite dauerhaft in verkürzter Position und zieht uns in der Aufrichtung regelrecht nach vorne, weshalb unsere hinteren Rückenmuskeln und Faszien verspannen und schmerzen.
Was viele nicht wissen: Nicht die Wirbelsäule an sich schmerzt, oder das Gelenk an sich tut weh, sondern meistens sind das Gewebe und die umliegenden Strukturen, sowie myofasziale Trigger- und Druckpunke, für die Beschwerden und Schmerzen verantwortlich.
Diese schmerzhaften Veränderungen im Gewebe, im Muskel und in den Faszien kann man meistens mit den Händen ertasten. Egal ob am Rücken, am Bein, im Bauch oder am Kopf, sie entstehen fast immer durch:
- fasziale Verklebungen des kollagenen Bindegewebes, unserer Faszien.
- myofasziale Triggerpunkte
- Tenderpoints, bzw. Druckpunkte
- Myogelosen
Wir halten ständig fest und bemerken das gar nicht mehr. Wir denken alle, Stärke sei der Weg aus den Rückenschmerzen und bewegen uns nach wie vor einseitig und zu wenig, und kräftigen im Fitnessstudio oder zu Hause wie verrückt unsere Muskeln.
Wie du Triggerpunkte und Tenderpoints selbst auflösen kannst, erfährst du über die Website Muskel-und-Gelenkschmerzen.
Was deine Faszien mit deiner Körperhaltung und mit unerklärlichen Rückenschmerzen zu tun haben, bekommst du hier zu lesen.
Ursache für Rückenschmerzen #3: Ernährung
Eigentlich wissen wir alle, dass wir uns gesund ernähren sollen.
Aber warum ist gesunde Ernährung so wichtig für uns?
Was passiert genau, wenn wir uns ungesund ernähren?
Und was ist los, dass uns die Nährstoffen fehlen, die unser Körper braucht, um gesund und vital zu sein und um bestmöglich zu funktionieren?
Lass uns einen kurzen Blick auf unsere heutige Ernährung werfen.
Wie sieht unsere heutige Ernährung aus und was bedeutet das eigentlich wirklich für uns?
Wir leben im Übermaß und haben ein unerschöpfliches Budget, aus dem wir uns bei der Wahl unserer Nahrung bedienen können. Eine Vielfalt an tropischen Früchten, Ölen, Getreiden, aber auch Fertigprodukte und chemische Lebensmittel, die wir seid weniger als hundert Jahren zu uns nehmen.
Fertigprodukte sind weit vom ursprünglichen Produkt der Natur entfernt und enthalten chemische Geschmacksvertsärker, Konservierungs- und Farbstoffe, Aromen, Zucker und Emulgatoren.
Gemüse und Obst aus dem Supermarkt wird mit Pestiziden, Fungiziden und Wachsen behandelt, ist oft genmanipuliert, und auf nährstoffarmem Ackerland für Monokulturen gewachsen. Sie sind deshalb viel ärmer an Vitaminen und Mikronährstoffen als früher.
Fleisch, Fisch und Milchprodukte enthalten künstliche Hormone, die den Tieren zur Zeit ihres Lebens zugefügt wurden.
All das ist zusätzliche Belastung für unseren Körper, die auf Stress und Bewegungsmangel noch obendrauf kommt, und die er irgendwie ausbalancieren muss.
Lass mich zu jedem dieser Themen kurz ins Detail gehen.
1. Gestörte Balance im Säure-Basen Haushalt
Die meisten Menschen ernähren sich überwiegend mit säurebildenden Nahrungsmitteln wie weißem Brot, Milch, Zucker, Fleisch und Süßungsmitteln, Alkohol und kohlensäurehaltigen Getränke.
Normalerweise hat unser Körper ein fein ausgeklügeltes System entwickelt, das Verhältnis Säuren zu Basen gut auzubalancieren.
Durch unsere Ernährung mit überwiegend säurebildenden Nahrungsmitteln, entsteht ein Ungleichgewicht im Säure-Basenhaushalt des Körpers. Viele sprechen dann von einer „Übersäuerung“ des Körpers.
Unser Körper versucht bei einer Übersäuerung alles, um den gestörten Säure-Basenhaushalt auszugleichen.
Da unserem Körper die basenbildenden Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium oder Kalium fehlen, zieht er sich diese entweder aus dem Gewebe. Die Nährstoffaufnahme aus dem Blut ins Gewebe wird hierzu gehemmt. Die fehlenden Mineralstoffe im Gewebe begünstigen myofasziale Schmerzen und Muskelschmerzen.
Andererseits lagert unser Körper die überschüssigen „sauren“ Moleküle als Depot im Bindegewebe und in den Faszien ab, was dazu beiträgt, dass deren Elastizität abnimmt und schmerzhafte Verhärtungen im muskulären Bindegewebe entstehen können.
2. Gestörte Darmflora
Einer der wichtigsten Kandidaten für chronische Schmerzerkrankungen und extrem abhängig von unserer Ernährung ist – wer hätte das gedacht – unser Darm.
Im Dickdarm befinden sich eine Kolonie an gesundheitsfördernden, „guten“ Bakterien, die Probiotika, und gesundheitsschädigenden, „bösen“ Bakterien, den Kolibakterien.
Zu den wichtigsten Aufgaben der „guten“ Darmbakterien gehören:
- unverdaute Nahrungsbestandteile aufzuspalten und Energie, Vitamine und Nährstoffe daraus bereitzustellen.
- eine Barrierefunktion aufzubauen, um krankmachende Keine abzuwehren und unsere Darmschleimhaut regelmäßig neu aufzubauen.
- Pflanzenfasern und Ballaststoffe zu fermentieren und daraus Fettsäuren herzustellen, die essentiell für einen funktionierenden Stoffwechsel sind und gegen antientzündlich wirken.
Im Idealfall sollten die gesundheitsfördernden Bakterien mit etwa 85 % die Überhand behalten.
Durch schlechte Ernährung, insbesondere zu viel Zucker, Getreide und schlechte Fette, ziehen wir unseren „guten“ Darmbakterien die Grundlage ihrer Nahrung.
Ihr Stamm verkümmert und die „schlechten“ Kolibakterien nehmen überhand.
Gerät unsere Darmflora aus der Balance, passiert folgendes in unserem Körper:
Unser Stoffwechsel verlangsamt und wir bekommen Verstopfungen, Blähungen und Darmerkrankungen.
Nährstoffe aus der Nahrung können nicht mehr so gut aufgenommen werden und wir leiden an Mikronährstoffmangel.
Entzündungen werden begünstigt und unser Immunsystem reagiert über, was wiederrum zu den Hauptursachen bei chronischen Erkrankungen der Neuzeit zählt.
P.S.: Für alle, die mehr über die Auswirkungen unseres Darms auf unsere Gesundheit erfahren wollen: Ich liebe es, wie Giulia Enders uns mit Wissen und viel Witz in ihrem Buch „Darm mit Charme“ über unseren Darm aufklärt. Das Buch kannst du dir auch kostenlos als Hörbuch auf Spotify herunterladen.
3. Vitamin- und Mineralstoffmangel
Die Nährstoffarmut in unseren Böden führt dazu, dass unsere Nahrungsmittel grundsätzlich nicht mehr so reich an Vitaminen und Mineralien sind, wie sie es vor 100 Jahren noch waren.
Dass wir viel zu wenig frisches Gemüse und Obst essen, muss ich glaube ich gar nicht noch mal betonen 😉
Dadurch, dass wir also viel weniger Nährstoffe aufnehmen, als unser Körper eigentlich bräuchte, und unser Nährstoffverbrauch im Körper erhöht ist, ist unser ganzes System unterversorgt.
Ihm fehlen diese Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, um wichtige Prozesse und Körperfunktionen durchzuführen, und eine gesunde Immunabwehr aufrechtzuerhalten.
Ungesunde Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen, bieten ausserdem im Darm die perfekte Grundlage für schlechte Bakterien.
Warum leiden wir unter chronischem Vitamin- und Mineralstoffmangel?
Auch wenn uns immer wieder gesagt wird, dass wir durch unsere moderne, abwechslungsreiche Ernährung genügend Vitamine und Nährstoffe zu uns nehmen, ist das bei den meisten Leuten, aber vor allem bei Menschen mit chronischen Rückenschmerzen meiner Meinung nach nicht der Fall.
Das kommt daher, dass bei vielen Menschen mit chronischen Beschwerden oft schon ein erhöhter Nährstoffverbrauch vorliegt, oder die Verwertung der Nährstoffe aus der Nahrung im Körper nicht so gut funktioniert.
Dass es zu den Schmerzen kommt, gibt es immer ein Defizit an bestimmten Vitaminen und Mineralien. Bei myofaszialen Erkrankungen und chronischen Schmerzen liegt zum Beispiel fast immer ein Magnesiummangel vor.
Ich ernähre mich seid zwei Jahren so clean und pflanzenbasiert wie möglich und habe Weizen, Industriezucker und Milch auf ein sehr geringes Maß reduziert, weil es mir damit viel viel besser geht. Vor allem sind aber auch meine Rückenschmerzen seit dem viel besser geworden.
Und ich versuche, so oft es geht, frische Nahrungsmittel im Bioladen einzukaufen, die meinen Körper nähren, mir die nötige Energie für den Tag geben und mir einfach gut tun.
Lass uns es so nehmen, wie es schon damals der berühmte griechische Arzt der Antike gepredigt hat:
„Deine Nahrungsmittel seien deine Heilmittel.“ Hippokrates
Was ich dir noch mit auf den Weg geben will…
Wir werden alle mit bestimmten Schwächen und Stärken geboren.
Wir verstärken oder schwächen diese Vorbedingungen und genetischen Veranlagungen durch unsere Lebensereignisse und Lebensweisen.
Die Ernährung und Zuwendung, die wir erhalten oder nicht erhalten, den Schlaf, den wir uns geben, die Traumata, die wir erleben oder nicht erleben – all das trägt zu unserem Wachstum und unserer Entwicklung bei. Unsere Persönlichkeiten, unser Lebensstil, unsere Gesundheit, und unsere Krankheitsmuster entstehen durch diese Lebenserfahrungen.
Es gibt nicht die eine Ursache für chronische Erkrankungen oder myofasziale Schmerzen. Die Lebensereignisse, die deinen Körper schwächen, akkumulieren sich im Laufe der Zeit. Dein Körper ist im Stande, viel zurückzustecken und auszuhalten, aber irgendwann läuft das Fass über und du wirst krank. Genaus so gibt er uns die Chance, wieder gesund zu werden, wenn wir uns um die Bereiche kümmern, die ihn krank gemacht haben.
Wenn wir das erkennen und anfangen zu handeln, haben wir die Möglichkeit, unseren Körper zu seiner persönlichen, optimalen Gesundheit zu verhelfen und geben ihm eine große Chance auf Schmerzfreiheit und Heilung.
Im Nachhinein denke ich, mein Osteopath hätte mir die Ursachen so genau gar nicht erklären können. Wir hätten Stunden im Sprechzimmer verbracht…
Hast du bereits angefangen, an einer oder mehrerer dieser Ursachen zu arbeiten und hat dir bisher etwas geholfen? Lass es mich unten in den Kommentaren wissen!
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Da meine Website erst gerade veröffentlicht wurde, gibt es noch viel, was dich in Zukunft erwartet. Lass dich überraschen 🙂
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