Ja, ich bin hochsensibel und deshalb habe ich es sicher nicht immer leicht, meinen Alltag wie normale andere Menschen zu gestalten. Obwohl ich nach außen ruhig wirke, fühle ich mich innerlich so schnell unter Hochspannung und gleichzeitig wie ausgelaugt nach nur ganz ’normalen‘ Alltagssituationen: Zum Beispiel wenn ich in überlaufenen Supermärkten einkaufen gehe, wenn es zu Laut um mich herum ist, oder auch wenn ich im Großraumbüro mit vielen Menschen um mich herum arbeite.
Oftmals können wir Feinfühligkeit auch als unsere Gabe nutzen – wenn wir sie richtig einsetzen.
Wir Hochsensiblen bekommen viel mit von dem was so von außen auf uns einwirkt, nehmen Reize verstärkt wahr. Aber das hat manchmal auch seinen Preis. Gleichzeitig bietet Hochsensibilität aber auch etwas ganz wunderbares und Besonderes. Denn dadurch, dass wir vermehrt wahrnehmen, können wir im Alltag auch viel aufmerksamer mit uns und anderen umgehen und Dinge intensiver erleben, wenn wir denn wollen.
Hochsensibilität besser verstehen lernen
Für mich ist sie Fluch und Segen zugleich, so eine Hochsensibilität. Dass ich zu den Menschen gehöre die so eine Hochsensibilität besitzen, weiß ich wohl seit dem ich mich 2015 auf dem ersten Hochsensibilitätskongress von Lena und Camillo zu 200% wiedererkannt habe. Ich gehöre damit zu den 15 – 20% der Menschen in der Bevölkerung mit einer Hochsensibilität. Auch wenn so eine ‚Hochsensibilität‘ oder erhöhte Wahrnehmung ganz besonders tolle Eigenschaften mit sich bringt. So kann es auch unglaublich anstrengend und energieraubend sein, so viele Reize aus der Umwelt wahrzunehmen. Meine Antennen überall zu haben und alles förmlich wie ein Schwamm aufzunehmen.
Wie du erkennen kannst, ob du hochsensibel bist
Letztes Jahr wurde ich mit meiner Hochsensibilität auf die Probe gestellt. In Canggu in Bali, ein Ort an dem ich gerade lebe, ist Ruhe fast ein Fremdwort. Laute Geräusche von Baustellen sowie Lärm aus dem Straßenverkehr herrschen hier quasi an jeder Ecke. Für hochsensible Menschen ein Albtraum!
Eben durch das vermehrte Wahrnehmen von äußeren Reizen wie eben auch Lautstärke fühle ich mich schnell erschöpft. Während andere Menschen durch diese Art Umgebung Energie aufnehmen, kann ich mich nicht einfach in ein Cafe setzen und drauf losarbeiten ohne dass ich mich innerhalb kurzer Zeit recht ausgebrannt fühle. Hintergrundgeräusche sind dauerpräsent, es ist heiß, und Menschen laufen quasi am laufenden Band an mir vorbei.
Die eigene Hochsensibilität besser für sich nutzen lernen
Deshalb muss ich gerade hier an einem so lauten, schnelllebigen Ort, achtsam mit meinen (Energie-) Ressourcen umgehen, mich lernen abzugrenzen wenn ich es brauche, nicht alle Workshops und Events mitnehmen müssen (Stichwort: ‚Joy of Missing Out‘), und mir ausreichend Zeit nur für mich nehmen.
Das ist erst einmal schwer, aber super wichtig dafür, dass es mir gut geht und dass ich hier fokussiert arbeiten kann, anstatt am Ende auszubrennen. Ich liebe es, raus unter Menschen zu gehen, neue Leute kennen zu lernen, auf Events zu gehen. Das Leben und den Trubel hier in Bali voll und ganz zu genießen und auf gesunde Weise aufzunehmen. Aber passe ich nicht auf, fühle ich mich überladen und schnell reizbar. Meine Batterien sind dann schnell ausgebrannt und es reichen schon die kleinsten Dinge damit ich am liebsten die Flucht ergreife. Dann hilft nur noch Ruhe und die Reserven an einem ruhigen Plätzchen wieder aufzuladen.
Wofür ich dankbar bin ist, dass ich durch meine erhöhte Wahrnehmung und meine Hochsensibilität überhaupt mitbekomme was in solchen Momenten mit mir passiert. Und das kannst du auch. Rückblickend habe ich nämlich durch diese Erfahrungen unglaublich viel gelernt: Nicht nur kann ich das Gelernte in mein eigenes Leben integrieren, sondern auch anderen, gleichgesinnten Menschen helfen besser mit ihrem Energiehaushalt bei Hochsensibilität umzugehen.
Die Prinzipien von Yin und Yang
Viele sprechen auch von ‚Vibes‘ oder ‚Energien‘, die ein Ort haben kann. Schau deshalb am besten mal für dich, welches Gefühl der Ort an dem du dich aufhältst, dir vermittelt? Ganz egal, ob jetzt bei uns selbst oder an Orten, in denen wir uns befinden: Die vorherrschenden Energien, denen wir ausgesetzt sind, spielen eine große Rolle auf unser Wohlbefinden und unsere Leistung. Und mit Energien meine ich vor allem bestimmte Stimmungen die an einem Ort vorherrschen und dich ganz unbewusst beeinflussen.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) spricht man davon, dass alles in zwei untrennbare, universäre Energien, nämlich dem Yang und Yin eingeteilt wird. Wenn du dich noch nicht weiter mit dem Thema auseinander gesetzt hat, hast du sicherlich schon mal von Yin Yoga gehört. Dabei geht es um nichts anderes…
Die Prinzipien von Yin und Yang verstehen
Beim Yin spricht man von der weiblichen Energie während Yang starke maskuline Eigenschaften besitzt. Beide Qualitäten scheinen absolut gegensätzlich zu sein, ergänzen sich jedoch gerade dadurch zu einem integrativem Ganzen.
Oft entstehen aber Ungleichgewichte, zum Beispiel wenn du dich in deinem Leben mehr Dingen aussetzt, die dem Yang zugeordnet werden. Dann kann zum Beispiel Krankheit entstehen. Oder auch psychische Probleme, die durch solche Dysbalancen entstehen. Hier kurz eine Übersicht welche Qualitäten wir dem YIn und welche dem Yang zuordnen können:
Yin Qualitäten
Kälte, Nacht, der Mond, Dunkelheit, Langsamkeit, Besonnenheit, Weiblichkeit, Intuition, alles was rund ist, Faszien (Bindegewebe), Weichheit, Kreativität, Wasser, Passivität, Entspannung. Stille.
Yang Eigenschaften
Stärke, Kraft, Schnelligkeit, Härte, die Sonne, der Tag, Helligkeit und Feuer, Aktivität, Aggression, Aktionismus, Hitze, Geradlinig und die Muskeln zugeordnet.
Wie Du an einem lauten, schnelllebigen, hektischen Ort mehr Balance findest
Hier in Canggu, Bali, ist es total verrückt. Innerhalb eines Monats hat sich hier so viel verändert. Jemand, der früher einmal hier zu Besuch war, wird diesen Ort wohl kaum wieder erkennen. Jeden Monat entstehen neue Hotels, Beach Clubs und Restaurants sprießen wirklich wie Unkraut aus dem Boden. Dementsprechend viel los ist hier mittlerweile auch auf den Straßen und Stränden. Ein super schnelllebiger Ort, der Urlauber, aber vor allem auch Selbstständige, Sinnsuchende, Digitale Nomaden und Yogaliebhaber magnetisch anzieht.
Kommen wir zum Thema Yin und Yang zurück, so kann man Canggu definitiv einen Ort mit einem gewaltigen Überschuss an feuriger Yang Energie nennen: Die Strahlen der Sonne, die Schnelligkeit der Autos und Motorräder, die Lautstärke aus der Umgebung, die tropische Hitze, die Schnelllebigkeit des Ortes allgemein und all‘ die Menschen, die hier hinströmen mit großen Visionen und dem Drang, viel im Leben erreichen zu wollen…
Passe ich selbst nicht auf und gebe mich dieser Schnelllebigkeit zu leicht hin, fühle ich mich überwältigt, wie aus der Balance geraten – als jemand der besonders feinfühlig ist und Reize stark aufnimmt, gilt das umso mehr. So können sogar kraftvolle Sportarten und energetisches Yoga wie Ashtanga, Bikram oder Vinyasa bei einem Überschuss an Yang zu viel sein können, während Yin Yoga, Yoga Nidra oder Meditation einen ganz wichtigen Ausgleich schaffen.
Self – Inquiry: Präsenz und innere Wahrnehmung schaffen
Self Inquiry ist eine Methode, mit der du regelmäßig für dich überprüfen kannst, ob sich Dinge für dich noch richtig anfühlen oder nicht. Du als jemand der hochsensibel ist, wirst es da vielleicht sogar einfacher haben Wahrnehmung für dich und andere zu schaffen als jemand, der sich ein dickes Fell angelegt hat.
Die meisten Muster sind nicht in Stein gemeißelt…
Wir neigen ja ganz gerne dazu, Routinen, Glaubens-, Haltungs- und Bewegungsmuster zu entwickeln. Total okay, denn dadurch laufen solche Prozesse quasi im Hintergrund automatisch ab und wir können uns auf andere Dinge konzentrieren. Aber manchmal ändern sich äußere Umstände oder du als Person. Das kann dazu führen, dass bestimmte Muster die einmal gut funktioniert haben oder ihre Rolle aus bestimmten Gründen angenommen haben, jetzt nicht mehr für uns stimmen. Im schlimmsten Fall richten sie sogar Schaden an indem sie zu Burnout oder Krankheit führen. Wenn du an irgendeiner Stelle nicht weiter kommst oder körperliche Probleme hast, dann frage dich regelmäßig was dazu beigetragen haben könnte, dass das Problem entstehen konnte. Die meisten Muster sind nicht in Stein gemeißelt und können immer verändert werden. Und den für dich richtigen Weg zu finden ist ein konstanter (Lern-)Prozess.
Alles liebe, Deine Marie
0 Kommentare